Hier enthüllt Nao Takagi – der Ingenieur, der den MAGVEL FADER PRO entwickelt hat – die Geheimnisse hinter der Geschichte des Crossfaders mit Fokus auf die Entwicklung seiner Mechanik.
Das erste Modell, für das wir viel Mühe in die Entwicklung eines Crossfaders gesteckt haben, war der DJM-909. Es war auch das erste Modell mit Feeling Adjust, das über eine optische Crossfader-Positionserkennung verfügt. Um ihn einzustellen, musste noch ein Sechskantschlüssel in ein Loch auf der Oberseite neben dem Crossfader eingesetzt werden, anstatt wie beim MAGVEL FADER PRO die Einstellung ganz einfach mit einen Knopf auf der Frontplatte vornehmen zu können.
Die Herausforderung bestand damals darin, dass die Verwendung eines optischen Faders zu einer Erhöhung der Komponentengröße führte. Zu dieser Zeit verwendeten immer mehr Open-Format-DJs nach und nach Mixer der Baureihe DJM-900, sodass wir den Fader verkleinern wollten, damit man besser mit ihm Scratchen kann. Als Ergebnis wurde der MAGVEL FADER der ersten Generation geboren und wir statteten den DJM-T1 damit aus.
Die wichtigste Änderung war, dass die Positionsbestimmung des Crossfaders von optisch auf magnetisch geändert wurde (eine Methode, die das Magnetfeld eines Magneten erkennt). Und dieser Magnet ist auch der Ursprung des Namens MAGVEL FADER.
Für DJ-Equipment wurden viele neue Funktionen entwickelt, wie Effekthebel und Pads, aber ich persönlich denke, dass die meisten von ihnen eine Überarbeitung bestehender Schnittstellen sind. Ich denke, die einzigen DJ-Geräte-Steuerungen, die sich deutlich weiterentwickelt haben, sind Jogs und Fader.
Turntablisten sind harte Kritiker von Crossfadern. Sie probieren Crossfader aus verschiedenen Mixern aus, und wenn sie sie nicht mögen, verschwinden diese Fader allmählich aus den Clubs. Tatsächlich gab es zu der Zeit, als der MAGVEL FADER PRO entwickelt wurde, wahrscheinlich nur noch zwei Fader auf dem Markt, die von Scratch-DJs respektiert wurden. Als Maschinenbauingenieur war ich motiviert, einen tollen Crossfader zu machen, weil ich überzeugt war, dass DJs mit unserer Konstruktion zufrieden wären und er auf dem Markt überleben würde.
Andere Unternehmen begannen, die Feeling-Anpassung für ihre Crossfader zu übernehmen, aber es war gängige Praxis, den Fader mit Werkzeugen zu demontieren und anzupassen. Unsere Feeling Adjust-Funktion brauchte zwar keine Demontage, aber immer noch ein Werkzeug, und einige DJs sagten, es sei zu dunkel am Pult, und sie wollten keine Werkzeuge zu ihren Gigs mitnehmen müssen. So haben wir es möglich gemacht, das Feeling ohne jegliches Werkzeug anzupassen.
Sowohl der DJM-909 als auch der DJM-T1 hatten langlebige Fader, und unser Ziel war es, sie quasi unzerstörbar zu machen, ganz gleich, wie oft sie zum Scratchen verwendet werden. Wenn wir also einen Battle-Mixer bauen wollten, mussten wir sicherstellen, dass es sich gut anfühlt, mit ihm zu Scratchen, und das es nahezu unzerstörbar war. Wir haben dieses Ziel unnachgiebig verfolgt.
Masse, ein gleichmäßiger, ruhiger Lauf, Feeling Adjust und eine gute Rückmeldung, wenn der Crossfader am Anschlag ist.
Wir haben viele DJs interviewt, aber weil sie alle hochqualifiziert waren, konnten sie mit jedem anständigen Crossfader auftreten und so konnten wir keine gemeinsamen Probleme erkennen. Also fing ich an, selbst zu Scratchen. Ich bin ein Techno-DJ, also hatte ich keine Scratching-Fähigkeiten, aber schließlich bin ich in der Lage, wenigstens ein zwei-Klick-Flare zu fabrizieren. Ich habe viele Fader von Mixern anderer Hersteller gesammelt, auch alte, und jede mögliche Spezifikation gemessen und getestet.
Als ich allmählich das Scratchen lernte, entwickelte ich Vorlieben für bestimmte Fader. Da ich kein guter Scratch-DJ bin, begann ich herauszufinden, dass ich einen bestimmten Trick zwar mit einem Crossfader von Mixer A machen konnte, aber nicht mit einem Crossfader von Mischer B. Ich habe die Eigenschaften eines leicht zu scratchenden Faders in technische Elemente zerlegt und gründlich recherchiert, welche Eigenschaften das Scratchen leichter machen. Zum Beispiel habe ich dem Fader von Hersteller A ein Gewicht hinzugefügt und es auf dasselbe Gewicht wie das des Faders von Unternehmen B gesetzt, um zu sehen, wie das den Betrieb beeinflussen würde. Die Bounce- und die Cut-Verzögerung waren die Attribute, für die ich keine optimale Lösung bieten konnte. Da dies je nach Level der Scratch-Fähigkeit, Stil des Scratchings und Vorlieben variieren musste, habe ich den MAGVEL FADER PRO für den DJ anpassbar gemacht.
Es war schwierig, den Leute im Team klarzumachen, dass eine 1g-Anpassung des Fadergewichts das Gefühl beim Scratchen komplett verändern würde. Einige lachten mich geradezu aus, als ich sagte: „Ich möchte Aluminium verwenden, um ihn 0,5g leichter zu machen.“
Ich hatte auch einige Probleme, die Fader zum Laufen zu bringen. Da Pioneer DJ CDJs herstellt, hatten wir viel Erfahrung in der Herstellung guter CD-Laufwerke. Das CD-Laufwerk verfügt über einen Traversenmechanismus, der einen Lesekopf bewegt – aber wenn er nicht präzise genug arbeitet, treten Lesefehler auf. Der Traversenmechanismus ist so gefertigt, dass er sich präzise bewegen kann, und ich fragte mich: „Was wäre, wenn ich diese Präzision in Fadern reproduzieren könnte?“ Ich zerlegte einen CDJ, befestigte dann einen Knopf an dem Traversenmechanismus im Inneren und versuchte, ihn zu bewegen. Ich bat auch meine Kollegen im Entwicklungsteam für CD-Laufwerke, mir die Skizzen von Laufwerken zu zeigen. Ich ging sogar zum eigentlichen Standort, wo die CD-Laufwerke hergestellt wurden, um den Herstellungsprozess zu sehen.
So wurden die wichtigsten Teile des MAGVEL FADER PRO mit der gleichen Präzision gefertigt, wie der Traversenmechanismus. Ich wollte die Teile in der Massenproduktion mit einer Genauigkeit von 1 Mikrometer (1/1000 mm) fertigstellen, aber unser Werk hatte kein Messgerät mit dieser Genauigkeit, so dass wir eines aus Japan kaufen und installieren mussten.
Zum Zeitpunkt der Prototypenerstellung haben wir ziemlich gutes Feedback erhalten. Wir waren besorgt über die Crossfader-Kappen, also haben wir etwa 10 verschiedene Prototypen angefertigt und DJs sie ausprobieren lassen, bevor wir unsere Auswahl trafen. Wir haben viele bekannte Scratch-Battle-DJs interviewt.
Ich freue mich zu sehen, dass Feeling Adjust zu einem wesentlichen Merkmal von Battle-Mixern geworden ist – auch von anderen Unternehmen. Es mag nur eine kleine Veränderung in der langen Geschichte der Scratch-Kultur sein, aber ich freue mich, dazu beigetragen zu haben.
Engineering section1 Engineering Department 2 Nao Takagi